Hochwasserschutzgenossenschaft Urslau Saalfelden Stadt

Es war der 12. August 2002, als die Urslau im Stadtzentrum von Saalfelden über die Ufer trat und verheerende Schäden anrichtete. In dramatischer Weise wurde uns vor Augen geführt, wie groß die Gefahr ist, die von der Urslau ausgeht und wie viele Grundstücke und Gebäude betroffen sind, wenn das Flussbett die Wassermengen nicht mehr bewältigen kann. 

Nach umfangreichen Aufräumarbeiten und der Erfassung der Schäden setzten sich die Gemeinden Saalfelden und Maria Alm mit den Experten der Wildbach- und Lawinenverbauung in Verbindung. Es mussten schnell Maßnahmen gesetzt werden, um weitere Katastrophen zu verhindern. Um die Förderungen für Hochwasserschutzbauten von Land und Bund in Anspruch nehmen zu können, brauchte es eine Genossenschaft als Rechtskörperschaft. In Maria Alm gibt es seit 1961 eine Wildbachgenossenschaft für die Urslau. Im Stadtgebiet von Saalfelden gibt es diese Genossenschaft bis heute nicht. Der Weg bis zur Gründung einer Genossenschaft ist lang und nimmt viel Zeit in Anspruch. Aus diesem Grund entschloss sich die Stadtgemeinde Saalfelden nach dem Hochwasser 2002 für die Bürger im Stadtzentrum in Vorleistung zu treten und gründete gemeinsam mit Maria Alm und weiteren Mitgliedern den Wasserverband Urslau. Somit konnte schnell mit der Umsetzung von Schutzmaßnahmen begonnen werden. 

Mittlerweile wurden mehr als 35 Mio. Euro in den Hochwasser-schutz an der Urslau zwischen Hinterthal und Uttenhofen investiert. 75 Prozent der Kosten übernahmen Bund und Land. Im Gegensatz zu Maria Alm, kam in Saalfelden die Gemeinde für den so genannten Interessentenbeitrag von 25 Prozent der Kosten auf. 

Bgm. Erich Rohrmoser: „Die Schutzmaßnahmen an der Urslau sind weit fortgeschritten. Mein Vorgänger Günter Schied und seine Mitstreiter haben hier Großes geleistet. Nun ist es an der Zeit, die Verantwortung an jene Bürgerinnen und Bürger zu übergeben, die von den Maßnahmen profitieren. Ich bin überzeugt, dass die Gründung einer Genossenschaft der richtige Schritt in die Zukunft ist.“

Die bisherigen Verbauungsmaßnahmen an der Urslau haben die Hochwassersicherheit erhöht. Experten der Wildbach- und Lawinenverbauung (WLV) und der Feuerwehr verweisen jedoch darauf, dass noch wichtige Maßnahmen ausstehen. 

• Absenkung der Sohle zwischen Brandl- und Dillingbrücke
• Wildholzfilter in Pfaffing

Die Absenkung der Sohle zwischen Brandl- und Dillingbrücke sowie der Wildholzfilter in Pfaffing kosten laut Schätzungen der WLV rd. 12,2 Mio. Euro. Abzüglich der 75 % Förderung von Bund und Land bleiben für Saalfelden rd. 3,05 Mio. übrig. Diese Investitionen sind möglich, wenn sich die betroffenen Anrainer in Form einer Hochwasserschutzgenossenschaft an den Kosten beteiligen. Die Verlegung der Dorfheimerbrücke wird von der Stadtgemeinde in Zusammenarbeit mit der Wildbach- und Lawinenverbauung (WLV) umgesetzt und muss nicht durch die künftigen Mitglieder der Hochwasserschutzgenossenschaft Urslau Saalfelden Stadt finanziert werden.

Ernst Schreder, langjähriger Feuerwehrkommandant: "Die WLV hat beim Verbau der Urslau ausgezeichnete Arbeit geleistet. Trotzdem dürfen wir uns nicht in Sicherheit wiegen und müssen einen weiteren Ausbau der Schutzmaßnahmen unbedingt forcieren. Wir geben bei den Hochwassereinsätzen als Feuerwehr unser Bestes. Wir können aber mit dem mobilen Hochwasserschutz keine Wunder bewirken. Die größte Sorge bereitet uns die Dorfheimerbrücke. Wenn es uns nicht mehr gelingt die Urslau im Flussbett zu halten, sind massive Schäden bei allen Anrainern zu erwarten. Daher sollten weitere Schutzmaßnahmen zwischen Dorfheim und Pfaffing dringend umgesetzt werden.“

Gebhard Neumayr, Leiter Lawinen- und Wildbachverbauung Pinzgau: „Durch die Schutzmaßnahmen im Ortszentrum wurde für die Hochwassersicherheit von Saalfelden Großartiges geleistet. Einige ‚Nadelöhre‘ sollten unbedingt noch beseitigt werden. Dabei denke ich an die Dorfheimerbrücke und den Abschnitt zwischen Brandlbrücke und Autohaus Holzmeister. Ohne eine Genossenschaft wird das kaum möglich sein. Für die ausstehenden Maßnahmen und die Erhaltung der Bauwerke hoffe ich, dass die Gründung der Genossenschaft gelingt. Dafür kann ich meine volle Unterstützung zusagen.“

Daten & Fakten

• Gesamtfläche des Gefährdungsbereiches: 2, 54 km²
• Grundstücke im Gefährdungsbereich: 1.600
• Errechnete Mitglieder der Genossenschaft: 2.000
• Wert der zu schützenden Immobilien: 550 Mio. Euro

Solidarität & Fairness

Eine Genossenschaft basiert auf dem Prinzip der Solidarität. Gemeinsam kann man etwas erreichen, zu dem der Einzelne nicht in der Lage ist. Im konkreten Fall den Schutz vor Hochwasser. Im Gegensatz zum Ortszentrum beteiligen sich die Bewohner der außenliegenden Ortsteile in Form von Genossenschaften an den Kosten für Hochwasserschutz. Bei der Gründung der Hochwasserschutzgenossenschaft „Urslau Saalfelden Stadt“ geht es daher auch um Fairness und Gleichbehandlung. 

Erhaltung unserer Bauwerke

Als Haus- oder Wohnungsbesitzer wissen Sie nur zu gut, dass für die Erhaltung von Bauwerken permanent Kosten anfallen. Durch die Gründung der Hochwasserschutzgenossenschaft „Urslau Saalfelden Stadt“ ist gewährleistet, dass für die künftige Erhaltung und Sanierung der Schutzbauten entsprechende Mittel zur Verfügung stehen. Die Sicherheit und der Wert der Bauwerke können so für Generationen erhalten werden. 

Mit dem Beitritt zur Hochwasserschutzgenossenschaft „Urslau Saalfelden Stadt“ erhalten Sie ein Stimmrecht. Sie können mitentscheiden und mitgestalten. Gleichzeitig verpflichten Sie sich zu Zahlungen an die Genossenschaft. Dabei wird darauf geachtet, dass die jährlichen finanziellen Belastungen so gering wie möglich sind. Die Einbringung von Kapital in die Genossenschaft erfolgt nicht einmalig, sondern erstreckt sich über mehrere Jahrzehnte. Wie viel das einzelne Mitglied bezahlen muss, wurde von Sachverständigen in einem Operat berechnet. Die Berechnung basiert auf den Größen von Gebäude und Grundstück, der Nutzungsart und der Zone, in der sich die Immobilie befindet. Zur groben Orientierung finden Sie nachfolgend drei Beispiele:

• Einfamilienhaus, Rote Zone
  Grundstücksgröße ca. 600 m², Wohnnutzfläche ca. 150 m²
  Mitgliedsbeitrag pro Jahr: rd. 250 Euro
• Einfamilienhaus, Gelbe Zone
  Grundstücksgröße ca. 600 m², Wohnnutzfläche ca. 150 m²
  Mitgliedsbeitrag pro Jahr: rd. 125 Euro
• Eigentumswohnung, Gelbe Zone
  Wohnnutzfläche ca. 80 m²
  Mitgliedsbeitrag pro Jahr: 64 Euro

 Immobilienwerte steigen

Derzeit wird an einem neuen Gefahrenzonenplan für die Urslau in Saalfelden gearbeitet. Wenn die ausstehenden Schutzmaßnahmen umgesetzt werden, kann dieser verordnet werden. Mehr Schutz bedeutet weniger Gefahren. Das wird sich auch im neuen Gefahrenzonenplan widerspiegeln. Viele Immobilien, die sich aktuell in der roten Zone befinden, sollen nach der Neubewertung in die gelbe Zone kommen. Für die Grundeigentümer bedeutet das einerseits eine reale Wertsteigerung der Immobilien und andererseits steigt die bauliche Nutzbarkeit der Grundstücke. Bei Zu- und Neubauten gibt es weniger behördliche Auflagen für Hochwasserschutz. Somit sinken die Baukosten. Auch bei der Versicherung von Gebäuden ergeben sich Vorteile. 

1. Was ist eine Genossenschaft?

Eine Genossenschaft ist eine Körperschaft des öffentlichen Rechts, ähnlich wie ein Verein. Sie besteht aus einer Mitgliederversammlung, einem Ausschuss und weiteren Organen wie Obmann, Kassier, Schriftführer, Rechnungsprüfer und deren jeweiligen Stellvertretern.

2. Warum brauchen wir für den Hochwasserschutz an der Urslau im Bereich „Saalfelden Stadt“ eine Genossenschaft?

Eine Genossenschaft muss gegründet werden, um die ausstehenden Verbauungsmaßnahmen und künftigen Instandhaltungsmaßnahmen an der Urslau im Bereich „Saalfelden Stadt“ finanzieren zu können und die dafür erforderlichen Fördermittel (derzeit 75 %) von Bund und Land abrufen zu können.

3. Welche Vorteile bringt mir die Mitgliedschaft in der „HWSG Urslau Saalfelden Stadt“?

• Bestmöglicher Schutz von Leben und Eigentum bei Hochwasserereignissen
• Wirtschaftliche Aufwertung meiner Immobilien
• Überarbeitung des Gefahrenzonenplanes nach Fertigstellung der Verbauung - Neubewertung der Zoneneinteilung
• Bessere bauliche Nutzbarkeit der Grundstücke – Verringerung von kostspieligen Auflagen im Bauverfahren
• Bessere Konditionen bei der Versicherung von Immobilien
• Wesentliche Erleichterungen bei Zu-, Um- und Neubauten

4. Wie hoch ist der Mitgliedsbeitrag?

Die Höhe des einzelnen Mitgliedsbeitrages richtet sich nach Größe und Lage der Liegenschaft bzw. der Art und Größe der Bebauung. Faustregel: Desto näher die Liegenschaft an der Urslau liegt und desto dichter sie bebaut ist, desto höher ist der Beitrag. Zur groben Orientierung finden Sie unter dem Punkt „Mehrwert“ einige Berechnungsbeispiele. Den genauen Mitgliedsbeitrag für Ihre Liegenschaft können Sie in der Bauverwaltung des Stadtamtes Saalfelden erfragen. Kontakt: Ing. Zlatko Mitrovic

5. Muss ich der Genossenschaft beitreten?

Der Beitritt zur Genossenschaft ist freiwillig. Mit dem Beitritt erhält man das Recht, über das Handeln der Genossenschaft mitzubestimmen. Es wird jedoch nicht so sein, dass Bürgerinnen und Bürger, die der Genossenschaft beitreten, die Schutzbauten für andere, die nicht beitreten, mitfinanzieren. Deshalb kann die Genossenschaft nach Gründung bei der BH Zell am See beantragen, dass Liegenschaftseigentümer behördlich zu Beitragsleistungen verpflichtet werden. 

6. Kann ich aus der Genossenschaft wieder aussteigen? Geht die Mitgliedschaft auf meine Rechtsnachfolger über?

Einzelne Liegenschaften oder Anlagen können im Einvernehmen zwischen ihren Eigentümern und der Genossenschaft wieder ausgeschieden werden. Grundsätzlich ist die Mitgliedschaft eine Grundlast und wird auf die Rechtsnachfolger übertragen.

7. Ändert sich der Mitgliedsbeitrag, wenn ein neuer Gefahrenzonenplan verordnet wird und sich die Zonengrenzen verändern? 

Nein. Die Grundlage für die Berechnung des Mitgliedsbeitrages bleibt der 1998 verordnete Gefahrenzonenplan, also der Zustand vor Umsetzung der Schutzbauten.

8. Ändert sich der Mitgliedsbeitrag, wenn bauliche Änderungen am Objekt erfolgen?

Ja. Wenn ein Haus erweitert oder verkleinert wird, muss der Mitgliedsbeitrag an die veränderte Gebäudekubatur angepasst werden.

9. Bleibt der Preis von 0,27 Euro pro Anteil für immer bestehen?

Wenn die Genossenschaft über ausreichend finanzielle Mittel für die Erfüllung ihrer Aufgaben verfügt, kann der Mitgliedsbeitrag durch mehrheitlichen Beschluss auch reduziert werden. Eine Genossenschaft ist kein Sparverein. Aktuell geht es darum, über finanzielle Mittel zu verfügen, um die ausstehenden Schutzbauten als Genossenschaft mitfinanzieren zu können und somit auch die Fördermittel von Bund und Land abrufen zu können.

10. Wo erhalte ich weitere Informationen zur Gründung der Hochwasserschutzgenossenschaft Urslau Saalfelden Stadt? 

Für Rückfragen steht Ihnen der Obmann der Hochwasserschutzgenossenschaft Urslau Saalfelden Stadt zur Verfügung.
Kontakt: Ing. Thomas Eiböck, thomas.eiboeck@sbg.at

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