Winterprognose 2016/17

Die kalte Jahreszeit steht vor der Tür und es ist sicher für alle interessant wie der kommende Winter für unsere Region ausfallen wird. Der Saalfeldner Wetterspezialist, Herr Hofrat Dipl.Ing Nöbl, stellte uns seine begehrten Prognosen für die Veröffentlichung zur Verfügung.


Wetterprognose für den Winter 2016/17:
Kurzfassung: kalt und extreme Schneemengen in den Nordalpen 


1. ) Die Naturbeobachtung:

Dreimal soviel Waldhonig, dreimal so viele Eierschwammerl und dreimal so viele Disteln als im Vorjahr
Trotz der ungünstigen Witterung während der Trachtzeit zählt das Jahr 2016 zu den besten Waldhonigjahren im Gebirge. Das Eierschwammerljahr war das beste in einem Zeitraum von ca. 20-30 Jahren. Das Pilzwachstum lag allerdings unter dem Durchschnitt. Das Pflanzenwachstum war ähnlich wie im Vorjahr außerordentlich stark, besonders auffallend war, dass die Disteln nicht nur große Höhen erreichten, sondern auch in wesentlich größerer Anzahl wuchsen. Die Natur sagt einen extrem schneereichen Winter voraus.

noebl_disteln_2016 noebl_pilze_2016

  

2.) Die Temperaturprognose:

winterprognose_2016-17 

 

Die Temperaturprognosekurve zeigt von Beginn an bis ca. 20. Februar unterdurchschnittliche Temperaturen, lediglich im Jänner gibt es eine wärmere Phase, die jedoch auch unter der Nullgrad-Grenze bleibt. Da die Mitteltemperatur Ende November schon unter null Grad sinkt, ist zu diesem Zeitpunkt bereits eine geschlossene Schneedecke zu erwarten. Die Kälte setzt sich im Dezember fort, wobei Mitte Dezember bei Schönwetter und Schneebedeckung bereits die tiefsten Temperaturen des Winters möglich sind. Es gibt kein Weihnachtstauwetter. Erst im Jänner tritt eine etwas wärmere Phase ein, verursacht durch Warmfronten, die dann große Schneemengen bringen, dabei kann es kurzfristig auch regnen. Mit unterdurchschnittlichen Temperaturen setzt sich der Winter in der 3. Jännerdekade bis ca. 20 Februar fort (Fabian/Sebastian fängt der rechte Winter an). Schönwetter und steigende Temperaturen gibt es von Ende Februar weg bis über den gesamten März, bei Tag herrscht Tauwetter, durch die großen Schneemengen hält sich die Schneedecke aber bis Ende März. Der April zeigt einen gleichmäßigen Temperaturanstieg ohne markante Kälterückfälle. 


3.) Die Detailprognose für 800 m Seehöhe in den Nordalpen:
November:
herbstlich kühl, oberhalb des Nebels noch gutes Wanderwetter bis ca. 20 November, danach Temperaturrückgang unter 0 Grad und Bildung der ersten Schneedecke
Dezember:
sehr winterlich, Mitte Dezember schon sehr kalt, kein Tauwetter, die Schneehöhen bewegen sich um die 30 cm, zu Weihnachten bei 40 cm
Jänner:
tiefwinterlich, die stärksten Schneefälle erfolgen Mitte des Monats, dabei wird es etwas wärmer, kurzfristig ist auch Regen möglich, Ende Jänner wieder sehr kalt. Die Schneehöhen bewegen sich zwischen 50 und 60 cm
Februar:
bis 20. des Monats noch kalt mit zeitweiligen Schneefällen, danach Erwärmung und Tauwetter bei Sonnenschein. Die Schneehöhen erreichen im Februar zwischen 60 und 70 cm, kurzfristig gibt es eine Höchsthöhe von 100 cm (Anfang Februar)
März:
frühlinghaftes Schönwetter, trotz Tauwetter hält die Schneedecke bis Ende des Monats, da die Näche noch kalt sind. Die Schneehöhen liegen zwischen 60 und 30 cm, am Monatsende bei 0 cm.
April:
anhaltende frühlinghafte Aufwärtsentwicklung ohne markante Kälte- und Schlechtwetterrückschläge. Die Schneedecke in den Schiregionen der Mittelgebirge hält bis über Ostern hinaus.

4.) Die Schwankungsbreite der Prognose:
Das sich die Prognose über 6 Monate erstreckt, kann es zeitliche Verschiebungen im Temperaturrhythmus geben (bis zu einer Dekade = 10 Tage). Die Schneehöhen beziehen sich auf Mittelwerte der tatsächlichen Messungen seit 1971. Für die Prognose wird die höchste Wahrscheinlichkeit herangezogen. Für den kommenden Winter 2016/17 gibt es eine Schwankungsbreite zwischen durchschnittlicher Schneehöhe und Extremschneehöhe (65 cm - 135 cm Höchsthöhe). Die Wahrscheinlichkeit für eine durchschnittliche Schneehöhe liegt jedoch nur bei 15%, jene für stark überdurchschnittliche Schneehöhen schon bei 35% und jene für Extremwinter (mit Lawinen und Schneedruck) sogar bei 50%. Von den schneereichen Wintern im 6-Jahresrhythmus ist daher jeder zweite in Extremwinter.  ​

 


 

Die Schneehöhen im 6-Jahresrhythmus:
Viel Schnee in den Nordalpen im Winter 2016/17 und 2017/18

Tabelle der Schneehöhen von 1970 bis 2016

Abt Moritz Knauer hat im 17. Jahrhundert Wetteraufzeichnungen im Kloster Langheim (Bistum Bamberg) gemacht und einen 7-jährigen Rhythmus im Weltgeschehen festgestellt. Jedes dieser Jahre wurde einem "Planeten" zugeordnet (Saturn, Jupiter, Mars, Sonne, Venus, Merkur und Mond). Die Aufzeichnungen der Jahre 1652-1658 wurden später als "Hundertjähriger Kalender" herausgegeben, der sich alle 7 Jahre wiederholte.
Aus meinen Schneeaufzeichnungen seit 1971 in Saalfelden ergibt sich ein markanter 6-jähriger Rhythmus in den Schneehöhen. Es gibt im Zeitraum von je 6 Jahren zwei sehr schneereiche Winter, zwei schneearme Winter und dazwischen je einen Übergangswinter mit durchschnittlichen Schneehöhen. Der Unterschied zwischen schneereich und schneearm ist gravierend: das Verhältnis der Schneehöhen beträgt 3:1.
Als anschaulichstes Beispiel kann man die Langlaufloipen heranziehen. Saalfelden weist nämlich eine Loipenlänge von ca. 80 km Länge auf, die auf Naturschnee angewiesen ist (nur am Ritzensee gibt es eine Beschneiungsanlage). Zur Loipenpräparierung ist eine Schneehöhe von über 20 cm erforderlich. Vom Dezember bis zum März (121 Tage) ist in den schneereichen Winter der Betrieb der Loipen durchschnittlich an 108 Tagen möglich, in den schneearmen Wintern nur an 41 Tagen, dazwischen sind es 73 Tage. Da die möglichen Loipentage im Zuge der Klimaänderung weiter abnehmen, ist in Zukunft mit folgenden Zeiten zu rechnen:
Loipen in schneereichen Wintern: Mitte Dezember bis Mitte März
in schneearmen Wintern: nur im Februar
in den Übergangsjahren: Jänner bis Februar

Der 6-Jahresrhythmus ist 60 Jahre zurück bis zu den strengen Wintern 1956 und 1963 zu verfolgen (Bodensee zugefroren, Eisstau auf der Donau, aber auch in der Urslau in Saalfelden). Nur zwischen den schneereichen Wintern 1974-1975 und 1981-1982 liegen 7 Jahre. Dies lässt den Schluss zu, dass es vor 300 Jahren doch den 7-jährigen Rhythmus gegeben hat. und dieser sich durch die Klimaänderung in der Zwischenzeit auf 6-Jahre verkürzt hat. Natürlich sind nicht die Planeten für den Rhythmus verantwortlich, sondern die Meeresströmungen und Luftzirkulationen.

1.) Schneereiche Winter (2016/17 und 2017/18)
Hohe Niederschläge bei normaler Wintertemperatur sorgen für viel Schnee in zwei aufeinanderfolgende Wintern, wobei einer davon meist zum Katastrophenwinter mit Lawinen und hohem Schneedruck ausartet. Trotz Klimaänderung ist in diesen Jahren keine Abnahme der Schneemengen zu beobachten. Durch höhere Niederschläge nimmt der Regenanteil zu. Es findet ein häufiger Wechsel zwischen Kalt- und Warmfronten aus Nordwest statt, dabei bringen Warmfronten den meisten Niederschlag an die Alpennordseite. Seltener, aber noch intensiver sind Adria-Tiefs, die auf der sogenannten Vb-Zugstraße nach Norden ziehen und warme Mittelmeerluft im großen Bogen an die Alpennordseite bringen. Die intensive Niederschlagszone breitet sich von Osten her bis nach Salzburg aus. (Auch im Sommer ist diese Wetterlage für Hochwasserkatastrophen verantwortlich, wie 2002 und 2013).

2.) Schneearme Winter (erst wieder 2019/20 und 2020/21)
Geringe Niederschläge und hohe Temperaturen herrschen vor. Das Genuatief sorgt für Föhn an der Alpennordseite, sodass auch noch vorhandener Schnee wegschmilzt. Allerdings gibt es große Niederschläge und Schneemengen an der Alpensüdseite (Oberkärnten, Osttirol), aber auch am Alpenhauptkamm. Typisch für diese Verhältnisse ist der Winter 2013/14, aber auch weiter zurückliegend der Winter 1971/72, was wiederum beweist, dass nicht die Klimaänderung an der Schneearmut schuld ist, sondern die vorherrschende Großwetterlage im 6-Jahresrhythmus.

3.) Übergangsjahre zwischen schneereichen und schneearmen Wintern:
Die Schneemengen bewegen sich im durchschnittlichen bis knapp unter dem durchschnittlichen Bereich. Entweder sind die Niederschläge zu gering oder die Temperaturen sind zu hoch. Im vergangenen Übergangswinter 2015/16 gab es von Dezember bis Februar hohe Niederschläge (über 300 mm) aber eine um 2 Grad zu hohe Temperatur. Man würde meinen, 2 Grad wäre nicht viel, da steigt halt die Schneefallgrenze um 300 m und darüber gibt es viel Schnee. Dem ist leider nicht so. Den meisten Niederschlag bringen Warmfronten, die an der Kaltluft und am Gebirge aufgleiten. Es schneit bis in die Täler und Becken, da hier Kaltluft liegt und nicht weggeblasen wird. Durch die Warmfront kann die Temperatur auf 2000 m bis minus 2 Grad ansteigen und es schneit immer noch bis ganz herunter (ideale Verhältnisse für Großschneefall). Wenn es aber in 2000 m nur um 2 Grad wärmer wird, also die Null-Gradmarke erreicht, dann regnet es, aber nicht nur in den Niederungen, sondern über 2000 m hinauf. Im letzten Winter sind daher 60% des Niederschlages als Regen gefallen und nur 40% als Schnee. Durch den Regen ist auch ein Teil des vorhandenen Schnees weggeschmolzen, sodass letztendlich nur 20% des gesamten Winterniederschlages als Schnee übriggeblieben ist. Große Schneemengen gab es nur oberhalb von 2500 m Seehöhe, weil dort der gesamte Niederschlag als Schnee gefallen ist.

Die Schwankungsbreite im 6-Jahresrhythmus:
Die schneereichen Winter weisen in den Schneehöhen eine Schwankungsbreite von durchschnittlich bis stark überdurchschnittlich (Extremwinter) auf. in gleicher Weise liegen die Schneehöhen in den schneearmen Wintern unter dem Durchschnittt (maximal Durchschnitt, minimal kein Schnee). Bei den Übergangsjahren ist die Schwankungsbreite am größten und eine eindeutige Prognose auf Grund des 6-Jahresrhythmus nicht möglich. Die Schneehöhen liegen zum Teil über dem Durchschnitt (aber kein Extremwinter) und zum Teil darunter, ähnlich den schneearmen Wintern. Auf Grund des 6-Jahresrhythmus kann man daher für die kommenden Jahre folgende Prognose stellen:
Winter 2016/17 und 2017/18: überdurchschnittliche Schneehöhen (durchschnittlich bis stark überdurchschnittlich bis extrem)
Winter 2018/19: alles ist möglich, außer extreme Schneehöhen
Winter 2019/20 und 2020/21: unterdurchschnittliche Schneehöhen (durchschnittlich bis stark unterdurchschnittlich bis extrem wenig Schnee)


Alle Angaben ohne Gewähr!

©   Dipl.Ing. Nöbl, Saalfelden