Nach der alljährlichen Winterprognose hat unser Saalfeldner Wetterspezialist, Herr Hofrat Dipl.Ing Nöbl, wieder eine langfristige Vorhersage für den heurigen Sommer erstellt.
2020 – extremes Blühjahr mit heißem, trockenem Sommer
Die Blühjahre und Vollmastjahre bei der Fichte treten in immer kürzeren Abständen auf. Während im vorigen Jahrhundert die Intervalle noch 7 Jahre betrugen, waren es in der letzten zeit nur mehr 4 Jahre, nämlich 2003, 2007, 2011 und 2015, auf 2018 nur mehr 3 Jahre und jetzt auf 2020 zwei Jahre. Das Blühjahr 2020 ist mit jenem im Jahr 2018 identisch: Hasel, Erle und Birke blühten extrem stark zum Leidwesen der Allergiker. Die Gartenbesitzer können sich aufgrund der starken Obstblüte auf eine reichliche Ernte freuen. Auch die Esche blüht heuer sehr stark und treibt daher viel früher als die Eiche aus: „Esche vor Eiche – große Bleiche“. Die Trockenheit wird heuer ein Hauptproblem werden, vor allem weil durch den geringen Winterschnee die Böden schon im Frühjahr ausgetrocknet sind. Die starke Fichtenblüte verstärkt noch die Trockenheit durch den verminderten Austrieb. Normal kann eine große Fichte mit vollem Austrieb bis zu 200 Liter am Tag verdunsten. Es steigt die Luftfeuchtigkeit und Gewitter bringen wieder ausgiebigen Niederschlag. Ohne frischem Austrieb ist die Verdunstung stark vermindert, vor allem weil die alten Nadeln ihre Spaltöffnungen bei Trockenheit verschließen können.
Die Temperatur ist durchgehend überdurchschnittlich und nähert sich nur Ende Mai, Ende Juni und Mitte Juli den Durchschnittswerten. Nur Ende September ist es kalt und es gibt den ersten Schnee im Gebirge, der aber Anfang Oktober wieder rasche verschwindet. Die Wärmehöhepunkte gibt es schon Mitte Mai und in der ersten Junihälfte, dann folgen Hitzewellen Anfang Juli und zu den Hundstagen Ende Juli/Anfang August. Die zweite Augusthälfte, die erste Septemberhälfte und der ganze Oktober verlaufen der Jahreszeit entsprechend warm.
Der Niederschlag in Blühjahren ist gering, vor allem, weil die Gewitter nur örtlich niedergehen und nur im Gebirge eine Trockenheit verhindern. Größere Niederschläge müssen vom Meer kommen, vom Atlantik oder vom Mittelmeer.
Sonnenschein: Vom April bis Mitte September gibt es überdurchschnittlichen Sonnenschein
Die Vegetationsentwicklung liegt heuer zur Zeit der Kirschblüte um 5 Tage voraus (gegenüber dem Vorjahr und dem Durchschnitt der letzten 20 Jahre)
Die Detailprognose für den Sommer 2020:
Mai: zu Beginn noch durchschnittliche Werte, aber schon Mitte Mai sommerlich, Ende Mai kühler mit Niederschlägen
Juni: hochsommerlich und in der 2. Junihälfte ausgiebigere Niederschläge
Juli: zu Beginn erste Hitzewelle, Mitte Juli etwas gedämpft durch Gewitter. Ende Juli Beginn der 2. Hitzewelle
August: zu Beginn Höhepunkt der 2. Hitzewelle, die 40 Grad Marke kann örtlich überschritten werden, in der 2. Hälfte warm mit Gewittern
September: in der ersten Hälfte noch Schönwetter und warm, in der zweiten Hälfte Kaltlufteinbruch mit Schnee im Gebirge
Oktober: der Schnee im Gebirge verschwindet rasch und es folgt ein „goldener Herbst“, der über Allerheiligen anhält.
Alle Angaben ohne Gewähr!
© Hofrat DI Horst Nöbl
Saalfelden, April 2020