Die kalte Jahreszeit steht vor der Tür und es ist sicher für alle interessant wie der kommende Winter für unsere Region ausfallen wird. Der Saalfeldner Wetterspezialist, Herr Hofrat Dipl.Ing Nöbl, stellte uns seine begehrten Prognosen für die Veröffentlichung zur Verfügung.
Kurzfassung:
früher Winter, viel Schnee im Dezember und Jänner, Frühling im März
1.) Die Naturbeobachtung
Das Pflanzenwachstum im Frühsommer war sehr günstig, die Disteln erreichten in der Niederung eine maximale Höhe von 2,00 m, auf den Almen 1,80 m. Auch die Himbeeren und strauchartige Blumen erreichten überdurchschnittliche Höhen. Nach der Bauernregel "Distelhöhe ist gleich Schneehöhe im nächsten Winter" können große Schneehöhen erwartet werden, wobei Vergleiche gezeigt haben, dass in der Niederung meist nur die halbe Distelhöhe an Schnee zu erwarten ist, in den Hochlagen wird die Distelhöhe teilweise übertroffen.
Das vergangene Honigjahr brachte keinen Waldhonig. "Je mehr Waldhonig, umso mehr Schnee im nächsten Winter". Es war jedoch Waldhonig im Juni und Juli vorhanden, nur die Bienen konnten davon nichts eintragen, da dieser von anderen Insekten abgetragen wurde. Auch die Wespen, die von Honigtau leben, gingen schon im Frühsommer an Nahrungsmangel ein. Nur die Ameisen, die auch über Nacht aktiv sind, konnten sich erholen und ihre Nesthügel wieder erhöhen. Im Jahr 2011 erreichten die Nesthügel nach drei guten Waldhonigjahren eine optimale Größe (darauf folgten Schneerekorde im Winter 2011/12), in den Folgejahren 2012 und 2013 erfolgte ein Absturz bis zur halben Größe. Das Anwachsen der Nesthügel im heurigen Jahr lässt wieder größere Schneemengen erwarten: "Große Ameisenhügel im Sommer - große Schneehöhen im Winter." "Keine Pilze im Sommer - kein Schnee im Winter". Das Pilzwachstum im Sommer war heuer optimal und begann schon frühzeitig. Demnach müsste es im Winter schon frühzeitig optimale Schneeverhältnisse geben. Die Kittharzproduktion der Bienen war heuer stark. Es gab auch extrem viele Ohrenschliefer. Beides deutet auf tiefe Wintertemperaturen hin. Seit der Klimaänderung sind besonders die Wintertemperaturen angestiegen, aber Extremwerte von minus 20º C sollten noch möglich sein.
2.) Die Vergleichsjahre
1998 ist das am besten übereinstimmende Vergleichsjahr mit dem heurigen Jahr. Es hat damals genauso wenig Winterschnee und einen extrem frühen Vegetationsbeginn gegeben. Aber nicht nur das Jahr 1998, sondern auch alle übrigen Jahre mit frühem Vegetationsbeginn (z.B. 1974) weisen in der Folge einen frühen Winterbeginn auf, mit geschlossener Schneedecke in der zweiten Novemberhälfte und großen Schneemengen schon im Dezember. In den meisten Vergleichsjahren wird die größte Schneehöhe im Jänner erreicht, der Schneenachschub im Februar und März ist gering. 1998 war eher eine Ausnahme mit extremen Schneefällen im Februar.
3.) Die Temperaturprognose
Hierfür wurden ein langfristiger Rhythmus und die Temperaturen des Vergleichsjahres 1998/99 herangezogen.
In der ersten Novemberhälfte ist es noch warm und föhnig, in der zweiten sind die Temperaturen unterdurchschnittlich und liegen bereits unter 0º C, sodass sich eine geschlossene Schneedecke bilden kann.
Im Dezember und Jänner liegen die Temperaturen größtenteils im unterdurchschnittlichen Bereich und Niederschläge fallen daher als Schnee. Tiefe Temperaturen sind besonders zu Weihnachten und Mitte Jänner zu erwarten. Es zeichnet sich kein Weihnachtstauwetter ab, wenn es trotzdem einmal regnet, geht der Schnee deshalb nicht gleich weg.
Der Februar bringt im Vergleichsjahr 1999 noch tiefe Temperaturen und Schneefälle, in den anderen Vergleichsjahren keine nennenswerten Niederschläge mehr (gute Voraussetzungen für Schönwetter in den Semesterferien).
Der März zeigt sich in allen Vergleichsjahren schon frühlingshaft mild und teilweise schmilzt der Schnee schon zur Gänze in den Niederungen (auf den Pisten bleibt er bis über Ostern erhalten).
Der April ist in der ersten Hälfte noch wechselhaft, in der zweiten Hälfte und in der Folge bis Anfang Mai schon sehr warm (günstige Voraussetzungen für die Bäderöffnungen Anfang Mai).
4.) Die Bauernregeln
Diese stimmen mit der Prognose gut überein. Alle Bauernregeln beachten besonders das Wetter im Oktober bis Anfang November. Schönwetter in dieser Zeit deutet auf einen strengen Winter hin. "Weihnacht im Schnee - Ostern im Klee" trifft heuer zu. Nach der Lichtmessregel (Schneefälle Anfang Februar) kommt der Frühling frühzeitig im März.
5.) Die Detailprognose
November: in der ersten Hälfte noch warm und föhnig, in der zweiten Hälfte unterdurchschnittliche Temperaturen, zum Teil unter 0º C, Schneefälle und in der 3. Novemberdekade bereits eine geschlossene Schneedecke in den Gebirgsgauen.
Dezember: durchwegs unterdurchschnittliche Temperaturen und Schneefälle, besonders kalt zu Weihnachten und kein Weihnachtstauwetter.
Jänner: die unterdurchschnittlichen Temperaturen und Schneefälle halten an, die größte Winterkälte gibt es Mitte Jänner, die Seen frieren zu.
Februar: zu Beginn kann es noch größere Schneefälle geben, meist ist Schönwetter mit tiefen Morgentemperaturen zu erwarten.
März: überdurchschnittliche Temperaturen und Schönwetter, besonders Mitte März schon sehr frühlingshaft warm, der Schnee schmilzt in der Niederung.
April: in der ersten Hälfte wechselhaft, in der zweiten Hälfte frühlingshaft warm, das frühsommerliche Wetter setzt sich Anfang Mai fort.
5.) Nachsatz des Verfassers
Die Prognose stimmt meist zu 80% und gilt für den Pinzgau (800 m Seehöhe). Die Niederschlagsvorhersage kann man für den gesamten Bereich der Nordalpen anwenden. Die Temperaturen sind in ganz Österreich ähnlich, teilweise gibt es aber Ost-West Unterschiede, wobei natürlich auch die Höhenlage zu berücksichtigen ist.
Alle Angaben ohne Gewähr!
© Dipl.Ing. Nöbl, Saalfelden