Die kalte Jahreszeit steht vor der Tür und es ist sicher für alle interessant wie der kommende Winter für unsere Region ausfallen wird. Der Saalfeldner Wetterspezialist, Herr Hofrat Dipl.Ing Nöbl, stellte uns seine begehrten Prognosen für die Veröffentlichung zur Verfügung.
Kurzfassung:
Der Winter wird nicht allzu kalt, aber mit viel Schnee im Gebirge.
1.) Die Naturbeobachtung
Aus den vielen Beobachtungen sind zwei besonders hervorzuheben, da sie einen signifikanten Zusammenhang mit den Schneehöhen zeigen. Es sind dies vor allem der Waldhonig auf der Fichte und das Pflanzenwachstum im Frühsommer.
Beim Waldhonig handelt es sich speziell nur um jenen auf der Fichte, der im Juni auftritt und von den Bienen, aber auch von Ameisen eingesammelt wird. In den letzten 45 Jahren traten 26 Waldhonigjahre und 19 Nichtwaldhonigjahre auf. Die Grafik der mittleren Schneehöhen auf 800 m Seehöhe zeigt in Nichtwaldhonigjahren nur im Februar eine Schneedecke von mehr als 20 cm (für die Präparierung der Langlaufloipen notwendig), in den Waldhonigjahren ist die Schneedecke mehr als doppelt so hoch und vom Dezember bis März zum Langlaufen geeignet.
Nach drei Jahren ohne Fichtenwaldhonig (2012 - 2014) freuten sich heuer die Imker über eine ausgiebige Waldhonigernte. Demnach können sich auch die Wintersportfreunde über ausgiebigen Schnee freuen (auch Schneeschaufeln kann man als Sport betreiben!). Jedenfalls können im heurigen Winter mehr als doppelt so große Schneemengen erwartet werden, wie in den vergangenen Jahren.
Die Nesthügel der Ameisen zeigten ein starkes Anwachsen, bedingt durch das gute Nahrungsangebot (Waldhonig), aber auch ganz neue Nester wurden begründet.
Beim Pflanzenwachstum wurden besonders starke Austriebe an Bäumen und Sträuchern beobachtet (Weiden, Himbeeren, Brombeeren), aber auch einjährige Pflanzen (Blumen, Disteln, Königskerzen) zeigten ein starkes Längenwachstum. Da es sich bei den Schneehöhen in Waldhonigjahren um Mittelwerte mit einer gewissen Bandbreite handelt, kann man aufgrund des Pflanzenwachstums annehmen, dass die tatsächlichen Schneehöhen des heurigen Winters noch über diesen Mittelwerten liegen:
Dezember: 25 bis 35 cm
Weihnachten: 30 bis 40 cm
Jänner: 50 bis 60 cm
Februar: 60 bis 70 cm
März: 60 bis 0 cm
2.) Die Temperaturprognose
Hierfür wurden ein langfristiger Rhythmus und eine Symmetriekurve herangezogen. Beide stimmen gut überein mit einer Abweichung von maximal einer Dekade.
Demnach beginnt der November noch herbstlich schön, fällt aber Mitte des Monats temperaturmäßig stark ab, sodass hier die ersten Schneefälle mit großer Wahrscheinlichkeit auftreten werden. In den Gebirgsgauen kann sich die Schneedecke bereits halten, in den tiefen Lagen nicht. Warmfronten können in der ersten Dezemberhälfte für weiteren Schneezuwachs sorgen, in tiefen Lagen wirken sie sich als verfrühtes Weihnachtstauwetter aus.
Ende Dezember und Anfang Jänner treten die tiefsten Temperaturen des Winters auf, sie liegen deutlich unter dem Mittelwert. In dieser Zeit ist mit hochwinterlichen Verhältnissen und mit einer Schneedecke auch in tiefen Lagen zu rechnen.
Die Temperaturen steigen Ende Jänner und Anfang Februar wieder an und bleiben über den Durchschnittswerten. Mitte Februar ist mit einem Neuschneenachschub zu rechnen, die größten Schneehöhen des Winters werden im Februar erreicht.
Der März zeigt temperaturmäßig eine steile Aufwärtsentwicklung, es herrscht Schönwetter mit dem Höhepunkt in der 3. Dekade, Ostern fällt daher in eine äußerst günstige Zeit. In der Niederung schmilzt der Schnee bis Ende des Monats zur Gänze. Anfang und Mitte April erfolgt ein Schlechtwetterrückschlag mit neuerlichem Schnee im Gebirge. Erst Ende April wird es sehr frühlingshaft mit Maitemperaturen.
3.) Die Schnee-Wetterlagen
In den Nordalpen (vom Arlberg bis ins Mostviertel) fällt der häufigste Schnee bei Nordwest-Wetterlagen und dem Wechsel von Kalt- und Warmfronten. Kaltfronten bringen nicht übermäßig viel Schnee, aber einen Temperatursturz in 2000 m bis unter -10º C und eine Schneedecke auch in ganz tiefen Lagen. Eine darauf folgende Warmfront enthält viel Feuchtigkeit und bringt beim Aufgleiten große Schneefälle in den Gebirgsgauen. Die Temperatur kann in 2000 m bis -2º C ansteigen, der Schnee geht lange nicht in Regen über, weil er bei Windstille in einen Kaltluftsee fällt. In tiefen Lagen bringt die Warmfront bei Westwind nur Regen.
Die zweite Möglichkeit für große Schneefälle in den Nordalpen (vom Tiroler Unterland über Salzburg nach Osten) besteht bei einer sogenannten Vb-Wetterlage. Es handelt sich hierbei um ein Adriatief, welches nicht nach Osten abzieht, sondern sich auf der Vb-Zugstraße nach Nordosten über Ungarn in Richtung Polen bewegt. Hierbei werden warme Luftmassen aus dem Mittelmeerraum weit nach Norden geführt und gelangen in großem Bogen an die Alpennordseite, wo sie sich mit Kaltluft aus dem Norden mischen und sehr starke Niederschläge verursachen. Diese Wetterlage ist nicht sehr häufig, aber wenn sie auftritt ist mit extrem viel Schnee im Winter und Hochwasser im Sommer (2002 und 2013) zu rechnen.
4.) Die Detailprognose (für 800 m Seehöhe)
November:
Zu Beginn noch herbstlich schön, ab Mitte November starker Temperaturrückgang und erster Schnee.
Dezember:
Zunächst etwas wämer (verfrühtes Weihnachtstauwetter), bald aber neue Schneefälle und in der letzten Dekade (Weihnachten) kalt und tief winterlich, Schneehöhen durchschnittlich 25 bis 35 cm, am 24.12. 30 bis 40 cm.
Jänner:
In der ersten Hälfte die tiefsten Temperaturen des heurigen Winters, Schneefälle und hochwinterliche Verhältnisse, gegen Ende steigen die Temperaturen wieder über den Mittelwert, Schneehöhen durchschnittlilch 50 bis 60 cm.
Februar:
Zu Beginn schön und warm, Mitte des Monats starke Schneefälle, kurzfristig wird die Höchstschneehöhe von rund 1 m erreicht, durchschnittlich 60 bis 70 cm
März:
Schönwetter und durchgehend starke Aufwärtsentwicklung der Temperaturen mit dem Höhepunkt in der 3. Dekade (Ostern), Schneehöhen zu Beginn 60 cm, am Ende 0 cm.
April:
Temperaturrückschlag mit Schlechtwetter und Schnee im Gebirge, erst Ende des Monats frühlingshaft mit hohen Temperaturen.
5.) Nachsatz des Verfassers
Im Detail kann natürlich nicht alles 100 prozentig stimmen, vor allem der Temperaturrhythmus zeigt oft Verschiebungen, trotzdem besteht eine hohe Wahrscheinlichkeit von über 80 %, dass die Prognose zutreffend ist.
Alle Angaben ohne Gewähr!
© Dipl.Ing. Nöbl, Saalfelden