Die kalte Jahreszeit steht vor der Tür und es ist sicher für alle interessant wie der kommende Winter für unsere Region ausfallen wird. Der Saalfeldener Wetterspezialist, Herr Hofrat Dipl.Ing Nöbl, stellte uns wieder seine begehrten Prognosen für die Veröffentlichung zur Verfügung.
Kurzfassung:
- kalt im November, Februar und April
- durchschnittlich temperiert im Jänner und März
- warm im Dezember
- der Winter kommt spät
1.) Die Naturbeobachtung:
Das Blühjahr: 2018 war ein extremes Blühjahr und Vollmastjahr bei der Fichte. In solchen Jahren ist der Sommer heiß und trocken. Vollmastjahre bei der Fichte gibt es durchschnittlich alle vier Jahre (2003, 2007, 2011, 2015), zwei Jahre danach können Teilmastjahre entstehen (zB 2013 und 2017). Die Bäume brauchen eine gewisse Erholungsphase. Außergewöhnlich war das Vollmastjahr 2018 nach einem Teilmastjahr 2017, die Ursache waren extrem gute Wachstumsbedingungen 2017, sodass sich so viele Blütenknospen bilden konnten. In zwei Brühjahren hintereinander haben sich die Bäume stark verausgabt, sodass es 2019 in allen Höhenlagen keine Blüte gibt. Daraus kann man schließen, dass der Sommer 2019 wesentlich kühler und niederschlagsreicher wird. Auch bei den Obstbäumen stellt sich ein Zweijahresrhythmus ein. Apfel-, Birn- und Zwetschkenbäume konnten aufgrund der vielen Früchte keine Blütenknospen bilden. Es blühen im nächsten Jahr nur jene Bäume, die heuer wenig Früchte getragen haben. Anders ist die Situation bei Marille und Kirsche. Da die Früchte früher reif werden, haben die Bäume im Spätsommer noch Nährstoffe, um Blütenknospen zu bilden, sodass im nächsten Jahr mit einer Ernte zu rechnen ist (wenn es keine Spätfröste gibt).
Waldhonig: In Jahren mit Waldhonig gibt es im darauf folgenden Winter die doppelten Schneemengen wie in Jahren ohne Waldhonig. Leider hat der Wald heuer nur 2 bis 3 Tage gehonigt. Die Schneehöhen auf 800m Seehöhe werden daher unterdurchschnittlich ausfallen (zumindest von November bis Anfang Jänner). Da auch die Wespen auf den Waldhonig als Nahrungsquelle angewiesen sind, konnten sich diese nicht entwickeln (keine Wespen – kein strenger Winter).
Pilze: Im Juli und August gab es Eierschwammerl, aber keine Pilze. Nach dem Schneefall am 25. August 2018 wuchs kein einziges Eierschwammerl mehr nach, obwohl es gute Wachstumsbedingungen gab und normalerweise die größten Mengen über 1500m erst in der ersten Septemberhälfte anfallen. Die Pilze hingegen wuchsen hingegen erst in großen Mengen im September und bis in den Oktober hinein (viele Pilze – viel Schnee). Man kann daraus den Schluss ziehen, dass die größeren Schneemengen erst spät anfallen werden (ab Februar).
Pflanzenwachstum: Trotz teilweiser Trockenheit war das Pflanzenwachstum recht gut (Distelhöhe = Schneehöhe).
6-Jahresrhythmus: im 6-Jahresrhythmus liegt der Winter 2018/19 im Übergangsjahr nach zwei schneereichen Wintern. Ohne Waldhonig sind die Schneehöhen unterdurchschnittlich, mit Waldhonig überdurchschnittlich.
Niederschläge: Vom September 2017 bis März 2018 gab es in Folge 7 Monate mit unterdurchschnittlichem Sonnenschein und entsprechendem Schlechtwetter mit Niederschlägen. Darauf folgten in ununterbrochener Reihenfolge 7 Monate (April – Oktober 2018) mit Schönwetter und geringeren Niederschlägen. Es ist sehr wahrscheinlich, dass es in den nächsten 7 Monaten (von November 2018 bis Mai 2019) vermehrt Niederschläge und nur kurze Schönwetterphasen gibt.
Klimawandel: Im Zuge des Klimawandels gibt es höhere Temperaturen, aber auch höhere Niederschläge. Die höheren Niederschläge bringen aber unter 1200m Seehöhe nicht mehr Schnee, der Regenanteil wird größer und die vorhandene Schneedecke wird durch den Regen zum Teil weggeschmolzen. 1200m Schneehöhe ist derzeit die Grenze, wo es gleich viel Schnee gibt, wie vor 50 Jahren. Darüber steigen sogar die Schneehöhen aufgrund der höheren Niederschläge. Nur die Gletscher wachsen deswegen nicht, weil die Sommertemperaturen viel zu hoch sind und der gesamte Winterschnee wegschmilzt, sodass sich die Schmutzschicht in das Eis fressen kann.
Mögliche Prognosefehler: Keine Prognose ist 100-prozentig zutreffend. Am schwierigsten ist heuer die Einschätzung des Waldhonigs. War 2018 ein Waldhonigjahr oder nicht? In tiefen Lagen hat der Wald nicht gehonigt, in 800m Seehöhe nur 2 Tage, in 1200m 3 Tage, über 1500m 5 Tage. Schuld an der geringen Ausbeute an Honigtau war nicht Schlechtwetter, sondern die extreme Waldblüte. Der Saftstrom wurde für die Blüten und Zapfen der Fichte gebraucht und fehlte dadurch für die Erzeugung des Honigtaus. Ohne Waldblüte wäre es ein hervorragendes Honigjahr geworden. Man kann daher mit hoher Wahrscheinlichkeit die Prognose „mit Waldhonig" erstellen. Dies bedeutet, dass wir im Jänner die durchschnittliche Schneehöhe, im Februar und März überdurchschnittliche Schneehöhen erreichen. Dass der 6-Jahresrhythmus sich wieder einmal auf 7 Jahre ausdehnt (wie 1974/75 bis 1981/82) ist sehr unwahrscheinlich. Es würde der heurige Winter identisch mit dem vergangenen mit Extremschneehöhen ausfallen.
2.) Die Temperaturprognose:
Der gesamte November ist unterdurchschnittlich temperiert und erreicht am Ende und Anfang Dezember die Nullgradgrenze als Durchschnittstemperatur, sodass sich auf 800m Seehöhe eine Schneedecke bilden kann. Der Dezember wird in weiterer Folge sehr warm und es gibt ein starkes Weihnachtstauwetter bis Neujahr. Die durchschnittlichen Temperaturen im Jänner reichen für tief winterliche Verhältnisse. Die 100-Tage Regel nach dem ersten Reif lässt größere Schneefälle um den 4. Dezember und das endgültige Zuschneien um den 4. Jänner erwarten. Noch kälter und schneereicher wird der Februar. Bei durchschnittlichen Temperaturen im März hält sich die Schneedecke auf 800m sehr lange. Aprilwetter bei unterdurchschnittlichen Temperaturen läßt die Vegetationsentwicklung verzögern, trotzdem ist es zu Ostern schon sehr frühlinghaft.
3.) Die Schneeprognose:
Die Schneehöhen im November und Dezember sind auf 800m Seehöhe stark unterdurchschnittlich (5 bis 10cm). Die Schneedecke kann bei Tauwetter auch gänzlich schmelzen. Eine geschlossene Schneedecke ist für Ende November/Anfang Dezember zu erwarten. Bis Weihnachten wird der Schnee eher weniger. Nur in Lagen über 1500m hält sich der Novemberschnee. Der Jänner bringt dann den ersehnten Winter (vielleicht am 4. Jänner nach der 100-Tage-Reif-Regel). Die Schneehöhen steigen bereits über den langjährigen Durchschnitt und erreichen im Februar ihren Höhepunkt (mittlere Höhe: 50cm; Höchsthöhe: 74cm). Auch im März sind die Schneehöhen noch überdurchschnittlich, weil die Schneeschmelze nicht rasch voran schreitet. In höheren Lagen hält sich die Schneedecke bei kühlem Aprilwetter bis Ostern.
4.) Die Detailprognose:
November:
Der November ist trüb und Niederschläge sind häufig. Die Temperaturen sind unterdurchschnittlich, reichen aber noch nicht für eine Schneedecke auf 800m Seehöhe. In höheren Lagen kann sich schon eine geschlossene Schneedecke bilden. Gegen Ende des Monats nähert sich die Mitteltemperatur der Null-Grad-Grenze und es kann auf 800m herunter schneien.
Dezember:
Anfang des Monats liegt die Mitteltemperatur knapp unter Null Grad und es kann sich eine geschlossene Schneedecke mit 10 bis 20cm Höhe bilden. In weiterer Folge wird es aber sehr warm und es folgt ein starkes Weihnachtstauwetter von Weihnachten bis Neujahr. Die Schneehöhenprognose sieht für den 24. Dezember eine Schneehöhe von 10cm vor (möglich ist aber auch ein gänzliches Wegschmelzen)
Jänner:
Die Durchschnittstemperatur von -2,5°C reicht für winterliche Verhältnisse, sodaß die Schneedecke von Beginn an (4. Jänner / 100 Tage Reif-Regel) rasch wächst und das langjährige Mittel von 35cm Schneehöhe erreicht wird. Auch die Schipisten werden mit ausreichendem Naturschnee versorgt.
Februar:
Spät aber doch gibt es den Hochwinter mit strenger Kälte und einer maximalen Schneehöhe von rund 75cm (durchschnittliche Schneehöhe über den gesamten Februar: 50cm) auf 800m Seehöhe. In den Hochlagen steigt die Schneehöhe auf rund 1,5m.
März:
Bei Durchschnittstemperaturen von +4° schmilzt der Schnee, die Schneedecke hält sich aber bis zum Frühlingsbeginn, auf den Pisten den ganzen März. Im März ist auch viel Schönwetter zu erwarten.
April:
Kühles Aprilwetter mit Niederschlägen, die in höheren Lagen noch als Schnee fallen, verursacht eine Verzögerung der Vegetationsentwicklung. Trotzdem wird es zu Ostern schon recht frühlinghaft.
Alle Angaben ohne Gewähr!
© Dipl.Ing. Nöbl, Saalfelden