Die kalte Jahreszeit steht vor der Tür und es ist sicher für alle interessant, wie der kommende Winter für unsere Region ausfallen wird. Der Saalfeldener Wetterspezialist, Herr Hofrat Dipl.Ing Horst Nöbl, stellte uns wieder seine begehrten Prognosen für die Veröffentlichung zur Verfügung.
Kurzfassung:
- Schneehöhen im Winter über dem Durchschnitt, aber nicht extrem
- im November spätherbstlich mit wenig Schönwetter
- im Dezember von Beginn an winterlich mit geschlossener Schneedecke ohne Wärmeeinbrüche, daher "weiße Weihnachten"
- Anfang Jänner Tauwetter mit Regen (verspätetes Weihnachtstauwetter), danach immer kälter und in der Jännerhälfte die tiefsten Temperaturen des Winters
- Februar: Schönster Wintermonat (aber Lichtmess schön - der Frühling kommt nicht so bald)
- der ganze März ist noch winterlich - Mitte März Kälteeinbruch mit Schnee
- April: unterdurchschnittliche Temperaturen, der Frühling verzögert sich weiterhin bis in den Mai
1.) Die Naturbeobachtung:
Waldhonig: Im langjährigen Durchschnitt gibt es nach Waldhonigjahren doppelt so viel Schnee als nach Sommer ohne Waldhonig. 2022 war ein Honig-Rekordjahr. Interessant ist, dass der Waldhonig in keiner Bauernregel vorkommt. Aber auf Umwegen wurde der Waldhonig trotzdem beobachtet, nämlich die Ameisenhügel. Wenn diese im Sommer wachsen, gibt es viel Schnee im darauffolgenden Winter, wenn sie kleiner werden, gibt es wenig Schnee. Die Hauptnahrung der Ameisen ist der Honigtau, den sie von den Bäumen holen. Bei gutem Nahrungsangebot wachsen die Hügel, ist kein Waldhonig vorhanden, werden sie kleiner. Auch die Wespen ernähren sich vom Honigtau und bei gutem Angebot werden die Kolonien bis zum Spätsommer sehr stark. Ein starkes Wespenjahr kündigt laut Bauernregel einen strengen Winter an. Im heurigen Jahr sind die Ameisenhügel gewachsen und bis in den Spätherbst hinein hat es viele Wespen gegeben. Es besteht also ein nachweislicher Zusammenhang zwischen der Witterung, die für die Entwicklung der Honigtauerzeuger günstig oder abträglich ist und der Witterung im nachfolgenden Winter.
6-Jahresrhythmus: Der 7-Jahresrhythmus des 100-jährlichen Kalenders von Abt Knauer hat sich hauptsächlich auf 6 Jahre verkürzt (in den letzten 50 Jahren waren es nur zweimal 7 Jahre). Bei diesem Rhythmus gibt es zwei schneereiche Winter (2017/18 und 2018/19, beide mit Waldhonig und zum Teil katastrophal), danach drei schneearme Winter (2019/20 und 2020/21 ohne Waldhonig sehr schneearm, dann der letzte Winter 2021/22 mit Waldhonig schon durchschnittlich gut), dann folgt der bevorstehende Winter 2022/23 mit durchschnittlichen Schneehöhen, aber mit Waldhonig überdurchschnittlich, jedoch ohne Schneekatastrophen. Es folgen dann wieder die zwei schneereichen Winter 2023/24 und 2024/25. Da die Honigtauerzeuger jetzt schon vorhanden sind und überwintern, ist 2023 Waldhonig zu erwarten. Die Schneeverhältnisse im Winter 2023/24 könnten daher das enorme Ausmaß der Jahre 2018/19, 2011/12, 2005/06 oder 1999/00 erreichen.
Pflanzenwachstum: Auf Grund von ausreichenden Niederschlägen und günstigen Temperaturen war das Pflanzenwachstum im Sommer sehr gut und es ist daher anzunehmen, dass die Niederschlagsverhältnisse in den Nordalpen auch im Winter günstig bleiben. Neben dem Rekord-Honigjahr gab es auch ein Rekord-Eierschwammerljahr, aber nur wenige Herrenpilze.
2.) Die Prognose:
Die Naturbeobachtung ergibt einen eindeutigen Trend zu überdurchschnittlichen Schneehöhen im Winter 2022/23, aber ohne katastrophales Ausmaß. Auf Grund der Temperaturprognose ist anzunehmen, dass es auf 800 m Seehöhe von Anfang Dezember bis Ende März eine geschlossene Schneedecke geben wird. Es gibt nur einen Wärmeeinbruch Anfang Jänner, dafür aber zwei starke Kälteeinbrüche Ende Jänner und Mitte März. Durch den starken Märzwinter und in weiterer Folge durch einen kalten April verzögert sich die Vegetation, der Frühling kommt später.
3.) Die Detailprognose:
November: Nach dem schönen Oktober-"Altweibersommer" (hat nichts mit alten Frauen zu tun, sondern mit den "Waiben", den Spinnweben, die im Herbst besonders schön sind, wenn Tau und Reif darauf fällt) folgt ein trüber November mit viel Nebel und Schlechtwetter, aber ein paar schöne Tage oberhalb der Nebeldecke müssten sich auch ausgehen.
Dezember: Die Durchschnittstemperatur ist über den gesamten Dezember unter null Grad, ab 800 m Seehöhe gibt es daher schon eine geschlossene Schneedecke. Da auch keine Wärmeeinbrüche prognostiziert sind, sind "weiße Weihnachten" sehr wahrscheinlich.
Jänner: Der Jänner verläuft sehr turbulent, zu Beginn gibt es einen Wärmeeinbruch mit Regen und Schnee (verspätetes Weihnachtstauwetter), dann wird es kälter mit viel Schnee und am Ende gibt es die tiefsten Temperaturen des Winters.
Februar: schönster Wintermonat, ideal für alle Wintersportarten, aber Lichtmess schön - der Frühling kommt nicht so bald.
März: Der ganze März ist noch winterlich, da besonders Mitte März noch Schnee mit Kälte kommt.
April: Der ganze April ist unterdurchschnittlich temperiert, die Schneedecke in den Schigebieten hält daher bis über Ostern. Die Marillen- und Kirschblüte ist mindestens um 10 Tage verzögert, die Frostgefahr ist jedoch bei einer frühen Blüte wesentlich größer. Eine verspätete Vegetationsentwicklung setzt sich dann im Mai und Juni noch fort.
Alle Angaben ohne Gewähr!
© Dipl.Ing. Horst Nöbl, Saalfelden