Nach der alljährlichen Winterprognose hat unser Saalfeldner Wetterspezialist, Herr Hofrat Dipl.Ing Nöbl, wieder eine langfristige Vorhersage für den heurigen Sommer erstellt.
Sommer 2017 – Zwei Hitzeperioden und regionale Trockenheit
1.) Die Vegetation
Der extrem warme März hatte wie im Vorjahr eine frühe Vegetationsentwicklung zur Folge. Der Beginn der Marillenblüte war am 30. März. 10 Tage früher als der Durchschnitt seit 1992. Die Kirschblüte am 10. April war sogar 13 Tage früher, gegenüber dem Durchschnittswert von 1970 bis 1991 sogar um 17 Tage früher. Die phänologischen Daten beweisen eindrucksvoll die Auswirkungen der Klimaänderung. Durch die frühere Vegetation und Blüte ist auch die Frostgefahr wesentlich früher. Im Julianischen Kalender waren die „Eismänner" noch um den 21. Mai, im jetzigen Gregorianischen Kalender sind sie vom 12. bis 15. Mai, aber in Zukunft müssen wir uns neue „Eisheilige" suchen, die in der 3. Aprildekade liegen, weil bei früher Vegetationsentwicklung die Fröste den größten Schaden Ende April anrichten.
„Grünt die Eiche vor der Esche, hält der Sommer große Wäsche". Dies war im vergangenen Sommer 2016 der Fall (Regentage: 19 im Mai, 22 im Juni, 21 im Juli und 19 im August). Für heuer gilt: „Grünt die Esche vor der Eiche, hält der Sommer große Bleiche", dies bedeutet Hitze und Trockenheit. Im Gebirge gibt es meist häufige Gewitter, sodass es zu keiner starken Trockenheit kommt. Im Flachland des Südens und Ostens Österreichs ist jedoch das Auftreten regionaler Dürre sehr wahrscheinlich.
Auch eine Teil-Blüte auf der Fichte im heurigen Jahr deutet auf geringere Niederschläge und höhere Temperaturen hin (weniger Verdunstung – weniger Niederschlag aus Gewittern).
Pilze: durch die hohen Niederschläge im Vorjahr gab es extrem viele Eierschwammerl, aber nur wenige Herrenpilze (wegen Wärmemangel). Heuer ist es umgekehrt: bei geringen Niederschlägen wachsen die Eierschwammerl nur in den dauerhaft feuchten Bereichen. Die Herrenpilze brauchen Wärme und Gewitter. Von Mitte August bis Mitte September werden die meisten zu finden sein.
2.) Die Temperaturprognose
Die Temperaturrhythmuskurve zeigt zwei Höhepunkte in der Temperaturentwicklung des Sommers: die erste Hitzewelle schon im Juni, die zweite im August, wobei sich das Schönwetter bis in den September erstreckt. Dazwischen gibt es von Ende Juni bis Mitte Juli gedämpfte Temperaturen mit ausgiebigen Niederschlägen, sodass die Gefahr einer Dürre sehr gering ist. Von Mitte September bis Mitte Oktober liegen die Temperaturen im durchschnittlichen Bereich, wobei Mitte Oktober im Gebirge der erste Schnee fallen kann. Er geht aber zur Gänze wieder weg, denn ab Ende Oktober folgt der „goldene Spätherbst" mit Schönwetter und überdurchschnittlichen Temperaturen bis voraussichtlich Ende November. Als Vergleichswert wurde das Temperaturmittel von Saalfelden 1993-2016 herangezogen, welches schon etwas höher liegt als jenes seit 1970.
3.) Die Unwettergefahr
Die größte Unwetterwahrscheinlichkeit besteht heuer Ende Juli vom 23.-30.07. Bei einem Gewitter am Abend, welches sich durch die flache Druckverteilung nicht weiterbewegt, können Hochwässer und Muren in Wildbächen ausgelöst werden. Aber auch am Nachmittag ist bei einem Gewitter Hagel und Sturm möglich und zwar am
23.07. um 15.00 Uhr
24.07. um 15.50 Uhr
25.07. um 16.40 Uhr
26.07. um 17.30 Uhr
Im August ist die Unwettergefahr noch vom 14.-16.08. hoch, vom 21.-29.08. noch gegeben, aber nicht mehr sehr wahrscheinlich.
4.) Die Detailprognose für den Sommer 2017
Mai:
Die ersten Tage sind von der kalten zweiten Aprilhälfte noch etwas unterkühlt, aber Mitte Mai setzt der Vollfrühling ein und beschert uns schon Badewetter. Die „Eismänner" bringen keinen Frost mehr, sondern verkleiden sich als Eisverkäufer.
Juni:
Von Beginn an Schönwetter und erste Hitzewelle, durchschnittlich hat der Juni eine Niederschlagswahrscheinlichkeit von 60% (an 18 Tagen Regen), heuer werden es weniger sein und hauptsächlich nach dem astronomischen Sommerbeginn am 21. Juni.
Juli:
Da der „Siebenschläfertag" in die Schlechtwetterperiode des Juni fällt, setzt sich die nasse Witterung weit in den Juli hinein fort (sehr „Araber-freundlich", denn die arabischen Gäste im Pinzgau wünschen sich täglich zumindest zeitweise einen Regen). Ende Juli wird es wieder hochsommerlich mit möglichen heftigen Gewittern.
August:
„Hundstage" mit Hitzewelle, da es Mitte August auch größere Niederschläge gibt, kommt es zu keiner Trockenheit.
September:
Der Hochsommer setzt sich vom August her noch bis zirka 10. September fort, dann wird es herbstlich bei Normaltemperaturen.
Oktober:
Die herbstliche Witterung mit Durchschnittstemperaturen setzt sich fort. Mitte Oktober gibt es den ersten Schnee im Gebirge und Frostnächte in der Niederung. Ende Oktober aber gibt es eine außergewöhnliche, milde Schönwetterphase, die noch den ganzen November anhält. Je wärmer es jedoch im Gebirge ist, umso häufiger bildet sich Nebel in der Niederung.
Alle Angaben ohne Gewähr!
© Dipl.Ing. Nöbl, Saalfelden