Winterprognose 2020/21

Die kalte Jahreszeit steht vor der Tür und es ist sicher für alle interessant wie der kommende Winter für unsere Region ausfallen wird. Der Saalfeldener Wetterspezialist, Herr Hofrat Dipl.Ing Horst Nöbl, stellte uns wieder seine begehrten Prognosen für die Veröffentlichung zur Verfügung.


 Kurzfassung:

- wenig bis durchschnittlich Schnee
- herbstlich bis Anfang Dezember
- Kälte von Mitte Dezember bis Mitte Februar
- weiße Weihnachten
- frühlingshaft warm im März und April

 

1.) Wie genau ist die Langfristprognose?

Schon der 15-Tage-Trend weist nach zwei Wochen eine so große Bandbreite auf, dass alles möglich ist. Nach Monaten ist die Ungenauigkeit noch um vieles größer. Es geht hier nur um die Wahrscheinlichkeit, ob die Prognose zutreffend ist. Bauernregeln haben eine Trefferquote von 70 %, in Verbindung mit den 50-jährigen Beobachtungen (Wetterrhythmen, Blühzeiten, Waldhonig, Mondphasen) kann man auf maximal 80 % kommen. Es verbleibt daher eine Fehlerquote von 20 %. Diese ist hauptsächlich auf Rhythmusverschiebungen zurückzuführen, die Prognose trifft entweder früher oder später (oder gar nicht) zu. Die Trefferquote ist für alle sechs Monate der Prognose gleich hoch. Nur die Computermodelle sind am Anfang wesentlich treffsicherer, daher schaut man für die kommenden zwei Wochen auf den Wetterbericht, und erst danach zeigt die Langfristprognose den Wettertrend auf (nicht für einzelne Tage, sondern für Dekaden (10 Tage) oder ganze Monate).        


2.) Die Naturbeobachtung:

Waldhonig: 2020 hat es keinen Waldhonig gegeben. Die Statistik weist nach, dass in Jahren ohne Waldhonig ein Winter mit der halben Schneehöhe gegenüber Waldhonigjahren folgt. Auch die Bauernregel mit den Ameisenhügeln ist auf das Vorhandensein von Waldhonig zurückzuführen: "Je höher die Ameisenhügel, umso mehr Schnee im Winter". Da der Waldhonig die Hauptnahrungsquelle der hügelbauenden Waldameisen ist, konnten sich diese nicht stark vermehren und die Hügel wuchsen nicht. 

6-Jahresrhythmus: Es gibt jeweils zwei extrem schneereiche Winter (2017/18 und 2018/19) und zwei schneearme Winter, die jetzt zu erwarten sind (2020/21 und 2021/22), dazwischen je ein mittleres Jahr (2019/20 und 2022/23). Die nächsten schneereichen Winter folgen 2023/24 und 2024/25 (passend zur Schiweltmeisterschaft in Saalbach!). Diese Prognose gilt nur für die Nordalpen, in den Südalpen ist genau das Gegenteil der Fall. In den schneereichen Wintern der Nordalpen herrschen Nordwestströmungen vor und im Süden gibt es wenig Niederschlag. In den schneearmen Wintern der Nordalpen gibt es häufige Mittelmeertiefs mit hohen Niederschlägen in den Südalpen und Föhn an der Alpennordseite.

Pflanzenwachstum: Das Pflanzen- und Pilzwachstum war im vergangenen Sommer sehr gut. Disteln und Königskerzen wuchsen in die Höhe, es gab viele Eierschwammerl und Herrenpilze. Dies war gar nicht zu erwarten, denn auf Grund des Blühjahres sollte Hitze und Trockenheit vorherrschen. Diese kamen aber über Frankreich nur bis Deutschland voran. Bei uns wurden die Schönwetterperioden rasch durch Kaltfronten unterbrochen, die auch reichlich Niederschläge brachten, sodass es keine Hitzewellen mit Trockenheit gab. Wenn sich diese Tendenz im Winter fortsetzt, dann ist es möglich, dass Kaltfronten auch bei einer Mittelmeerentwicklung und Südströmung den Föhn an der Alpennordseite verhindern können und die Niederschläge mit Schneefällen über den Alpenhauptkamm nach Norden übergreifen.

  

2.) Die Temperatur- und Schneeprognose:

Die Statistik von Saalfelden weist für schneearme Winter im 6-Jahresrhythmus ohne Waldhonig neun Jahre mit folgenden Schneehöhen auf:

November: 0 bis 30 cm, Mittel 6 cm
Dezember: 5 bis 35 cm, Mittel 14 cm
Jänner: 5 bis 40 cm, Mittel 20 cm
Februar: 0 bis 55 cm, Mittel 25 cm
März: 0 bis 45 cm, Mittel 12 cm
April: 0 bis 10 cm, Mittel 2 cm
Weihnachten: 0 bis 35 cm, Mittel 13 cm
Höchsthöhe: 25 bis 90 cm, Mittel 51 cm


Im Mittel sind für diese Jahre die Schneehöhen gering und erreichen im Februar 25 cm, die Bandbreite nach oben ist aber hoch (von Dezember bis März: 35 bis 55 cm). Auf Grund des Pflanzenwachstums ist eine Schneehöhe über dem Mittelwert zu erwarten. Die Temperaturkurve zeigt über den gesamten November bis Anfang Dezember keine Abweichungen vom Durchschnittswert. Der November wird daher noch überwiegend herbstlich sein, erst Ende November kann der erste Schnee fallen. Richtig winterlich mit Kälte und Schnee wird es ab Mitte Dezember und es bleibt kalt bis Mitte Februar. Ende Jänner kann es etwas wärmer werden und dabei auch regnen. Die meisten Schneefälle sind für Anfang und Ende Jänner zu erwarten. Ab März geht die Temperaturkurve steil bergauf und es wird frühlingshaft ohne größere Rückschläge im April. Dies ist besonders günstig für die Marillen- und Kirschblüte, da der Blütenansatz sehr hoch ist. Bei den Äpfeln wird die Ernte im nächsten Jahr wesentlich geringer ausfallen, da wegen der heurigen übergroßen Ernte sich nur wenige Blütenknospen gebildet haben. 

Wintersport: Auch wenn es regional weniger Schnee gibt, kann auf Grund der tiefen Temperaturen ab Mitte Dezember jederzeit Schnee erzeugt werden. Auch die Langlaufloipen, die mindestens 20 bis 30 cm Schnee benötigen, sind voraussichtlich von Mitte Dezember bis Mitte Februar benützbar. Auf Grund der zu erwartenden tiefen Temperaturen wird auch Eislaufen auf den Seen möglich sein. 

Temperaturprognose Winter 2020/21Temperaturprognose Winter 2020/21

 

3.) Die Detailprognose:

November: Herbstliches Schönwetter mit häufigem Nebel in den Niederungen und schönes Wanderwetter im Gebirge, am Ende kann der erste Schnee fallen. Die Temperaturen entsprechen genau dem Durchschnittswert. 

Dezember: Der Herbst geht zu Ende und ab Mitte Dezember wird es sehr winterlich mit Kälte und Schnee. Die Kälte bleibt den ganzen Monat, es gibt kein Weihnachtstauwetter und weiße Weihnachten sind nicht nur im Gebirge zu erwarten, sondern auch in der Niederung sehr wahrscheinlich. Schneehöhe auf 800 m: 15 bis 30 cm 

Jänner: Der meiste Winterschnee fällt im Jänner (am Anfang und am Ende), wobei der Schneefall Ende Jänner auf Grund einer Erwärmung in Regen übergehen kann. Die tiefsten Wintertemperaturen werden Mitte Jänner erreicht. Schneehöhe auf 800 m: 20 bis 40 cm

Februar: Den ganzen Monat noch winterlich, erst am Ende gehen die Temperaturen hinauf. Schneehöhe auf 800 m : 25 bis 45 cm 

März: Der Frühling hält Einzug mit stark steigenden Temperaturen die Ende März schon die Durchschnittstemperaturen von Mitte April erreichen. Eine frühlingshaft warme Karwoche ist zu erwarten. Ende der Schneedecke auf 800 m: um den 20. März, Schneehöhe bis 20. März: 30 bis 0 cm. Auf den Pisten hält der Schnee noch über Ostern. 

April: Die warme Witterung hält den ganzen April an, eine leichte Abkühlung ist Mitte April zu erwarten, wahrscheinlich ohne größere Frostgefahr.

 

Alle Angaben ohne Gewähr!

©   Dipl.Ing. Horst Nöbl, Saalfelden