Die kalte Jahreszeit steht vor der Tür und es ist sicher für alle interessant wie der kommende Winter für unsere Region ausfallen wird. Der Saalfeldner Wetterspezialist, Herr Hofrat Dipl.Ing Nöbl, stellte uns seine begehrten Prognosen für die Veröffentlichung zur Verfügung.
Wetterprognose für den Winter 2017/18:
1. ) Die Naturbeobachtung:
Alle beobachteten Parameter liegen weit über dem Durchschnitt.
Waldhonig: 2017 war ein hervorragendes Waldhonigjahr, im darauffolgenden Winter gibt es die doppelten Schneemengen wie in Jahren ohne Waldhonig. Auch die Vermehrung der Wespen ist vom Nahrungsangebot durch Honig abhängig, dementsprechend fiel auch die Wespenplage aus (viele Wespen = strengerer Winter).
Pilze: Zu Beginn der Pilzsaison war es etwas zu trocken, aber in weiterer Folge gab es neben der notwendigen Wärme auch genügend Niederschlag, sodass ein hervorragendes und lang anhaltendes Pilzjahr zu verzeichnen war (viele Pilze = viel Schnee).
Pflanzenwachstum: Bei überdurchschnittlichen Temperaturen und häufigen Niederschlägen war das Pflanzenwachstum äußerst gut. Die beobachteten Disteln und Königskerzen erreichten große Höhen (Distelhöhe = Schneehöhe).
6-Jahresrhythmus: Innerhalb von sechs Jahren gibt es zwei Jahre mit größeren Schneemengen in den Nordalpen (2016/17 und 2017/18), wobei in einem dieser Jahre Extremschneehöhen und vermehrt Lawinen auftreten. Die Nordwestströmungen überwiegen und Südföhnlagen sind selten.
2.) Die Temperaturprognose:
Die Temperaturprognosekurve zeigt noch einen sehr schönen Herbst bis weit in den November hinein an. Im Dezember fällt das Temperaturmittel unter 0 Grad und bleibt auf diesem Niveau bis Anfang Februar. Die Temperaturen liegen unter dem Durchschnitt der Jahre 1993 - 2016, entsprechen aber dem Durchschnitt der Jahre 1970 - 1992. Es gibt daher in diesem Zeitraum keine extreme Kälte, aber auch kein markantes Tauwetter. Die meisten Schneefälle sind im Dezember und Jänner zu erwarten. Erst im Februar wird es wärmer verbunden mit Schönwetter. Im März gehen die Temperaturen wieder zurück, im Gebirge gibt es einen Winterrückschlag, in den Niederungen schmilzt der Schnee trotzdem bis Ende des Monats. Ein starker Temperaturanstieg ist Anfang April zu erwarten, es wird frühlingshaft. Die weitere Entwicklung bleibt aber sehr gedämpft, sodass der Vollfrühling verzögert wird.
3.) Die Detailprognose (800 m Seehöhe in den Nordalpen):
November:
Vom Oktober her setzt sich der "goldene Herbst" bis weit in den November hinein fort. Es gibt Schönwetter und oberhalb des Nebels noch hohe Temperaturen und hervorragendes Wanderwetter.
Dezember:
Schon ab 1. Dezember kann es schneien, markante Schneefälle sind Mitte Dezember, zu Weihnachten und zu Silvester zu erwarten. Die Schneehöhen im 6-Jahresrhythmus nach guten Waldhonigjahren sind weit überdurchschnittlich: 60 cm am 22.12. und 70 cm am 31.12.2011, 70 cm am 22.12.2005. Mit großer Wahrscheinlichkeit wird es heuer ähnliche Verhältnisse geben.
Jänner:
Die schneereiche Witterung setzt sich im Jänner fort. Die größten Schneehöhen werden in der 2. Jännerhälfte erreicht. im 6-Jahresrhythmus gab es am 21.01.2012 135 cm Schnee auf 800 m und 260 cm in 2000 m Seehöhe, 2006 waren es 90 cm am 22.01. in der Niederung. Die Temperaturen sind wie auch im Dezember durchschnittlich (keine Extremwerte). Sie liegen aber infolge der Klimaänderung unter dem Niveau der Jahre 1993 - 2016, sodass der Schneeanteil am Niederschlag wesentlich größer ist als der Regenanteil.
Februar:
Schönwetter mit überdurchschnittlichen Tagestemperaturen, durch die kalten Nachttemperaturen bleibt die Schneedecke erhalten. In diese schöne Winterzeit fallen die Semesterferien.
März:
Schlechtwetter mit Winterrückschlag im Gebirge, in höheren Lagen noch immer große Schneemengen bis Ostern. In der Niederung schmilzt der Schnee (teilweise durch Regen) bis Ende des Monats. Die Frühlingsvegetation verzögert sich.
April:
Die Vegetationsentwicklung setzt Anfang April bei Schönwetter ein, setzt sich aber in weiterer Folge bei kühlen Temperaturen verlangsamt fort, sodass mit einer weiteren Vegetationsverzögerung zu rechnen ist. Ein späterer Frühling hat den Vorteil, dass die Obstblüte viel weniger der Frostgefahr ausgesetzt ist (in den letzten beiden Jahren hat es Totalausfälle durch Frost bei Marille und Kirsche gegeben).
Die Schneehöhen im 6-Jahresrhythmus:
Viel Schnee in den Nordalpen im Winter 2016/17 und 2017/18
Tabelle der Schneehöhen von 1970 bis 2016
Abt Moritz Knauer hat im 17. Jahrhundert Wetteraufzeichnungen im Kloster Langheim (Bistum Bamberg) gemacht und einen 7-jährigen Rhythmus im Weltgeschehen festgestellt. Jedes dieser Jahre wurde einem "Planeten" zugeordnet (Saturn, Jupiter, Mars, Sonne, Venus, Merkur und Mond). Die Aufzeichnungen der Jahre 1652-1658 wurden später als "Hundertjähriger Kalender" herausgegeben, der sich alle 7 Jahre wiederholte.
Aus meinen Schneeaufzeichnungen seit 1971 in Saalfelden ergibt sich ein markanter 6-jähriger Rhythmus in den Schneehöhen. Es gibt im Zeitraum von je 6 Jahren zwei sehr schneereiche Winter, zwei schneearme Winter und dazwischen je einen Übergangswinter mit durchschnittlichen Schneehöhen. Der Unterschied zwischen schneereich und schneearm ist gravierend: das Verhältnis der Schneehöhen beträgt 3:1.
Als anschaulichstes Beispiel kann man die Langlaufloipen heranziehen. Saalfelden weist nämlich eine Loipenlänge von ca. 80 km Länge auf, die auf Naturschnee angewiesen ist (nur am Ritzensee gibt es eine Beschneiungsanlage). Zur Loipenpräparierung ist eine Schneehöhe von über 20 cm erforderlich. Vom Dezember bis zum März (121 Tage) ist in den schneereichen Winter der Betrieb der Loipen durchschnittlich an 108 Tagen möglich, in den schneearmen Wintern nur an 41 Tagen, dazwischen sind es 73 Tage. Da die möglichen Loipentage im Zuge der Klimaänderung weiter abnehmen, ist in Zukunft mit folgenden Zeiten zu rechnen:
Loipen in schneereichen Wintern: Mitte Dezember bis Mitte März
in schneearmen Wintern: nur im Februar
in den Übergangsjahren: Jänner bis Februar
Der 6-Jahresrhythmus ist 60 Jahre zurück bis zu den strengen Wintern 1956 und 1963 zu verfolgen (Bodensee zugefroren, Eisstau auf der Donau, aber auch in der Urslau in Saalfelden). Nur zwischen den schneereichen Wintern 1974-1975 und 1981-1982 liegen 7 Jahre. Dies lässt den Schluss zu, dass es vor 300 Jahren doch den 7-jährigen Rhythmus gegeben hat. und dieser sich durch die Klimaänderung in der Zwischenzeit auf 6-Jahre verkürzt hat. Natürlich sind nicht die Planeten für den Rhythmus verantwortlich, sondern die Meeresströmungen und Luftzirkulationen.
1.) Schneereiche Winter (2016/17 und 2017/18)
Hohe Niederschläge bei normaler Wintertemperatur sorgen für viel Schnee in zwei aufeinanderfolgende Wintern, wobei einer davon meist zum Katastrophenwinter mit Lawinen und hohem Schneedruck ausartet. Trotz Klimaänderung ist in diesen Jahren keine Abnahme der Schneemengen zu beobachten. Durch höhere Niederschläge nimmt der Regenanteil zu. Es findet ein häufiger Wechsel zwischen Kalt- und Warmfronten aus Nordwest statt, dabei bringen Warmfronten den meisten Niederschlag an die Alpennordseite. Seltener, aber noch intensiver sind Adria-Tiefs, die auf der sogenannten Vb-Zugstraße nach Norden ziehen und warme Mittelmeerluft im großen Bogen an die Alpennordseite bringen. Die intensive Niederschlagszone breitet sich von Osten her bis nach Salzburg aus. (Auch im Sommer ist diese Wetterlage für Hochwasserkatastrophen verantwortlich, wie 2002 und 2013).
2.) Schneearme Winter (erst wieder 2019/20 und 2020/21)
Geringe Niederschläge und hohe Temperaturen herrschen vor. Das Genuatief sorgt für Föhn an der Alpennordseite, sodass auch noch vorhandener Schnee wegschmilzt. Allerdings gibt es große Niederschläge und Schneemengen an der Alpensüdseite (Oberkärnten, Osttirol), aber auch am Alpenhauptkamm. Typisch für diese Verhältnisse ist der Winter 2013/14, aber auch weiter zurückliegend der Winter 1971/72, was wiederum beweist, dass nicht die Klimaänderung an der Schneearmut schuld ist, sondern die vorherrschende Großwetterlage im 6-Jahresrhythmus.
3.) Übergangsjahre zwischen schneereichen und schneearmen Wintern:
Die Schneemengen bewegen sich im durchschnittlichen bis knapp unter dem durchschnittlichen Bereich. Entweder sind die Niederschläge zu gering oder die Temperaturen sind zu hoch. Im vergangenen Übergangswinter 2015/16 gab es von Dezember bis Februar hohe Niederschläge (über 300 mm) aber eine um 2 Grad zu hohe Temperatur. Man würde meinen, 2 Grad wäre nicht viel, da steigt halt die Schneefallgrenze um 300 m und darüber gibt es viel Schnee. Dem ist leider nicht so. Den meisten Niederschlag bringen Warmfronten, die an der Kaltluft und am Gebirge aufgleiten. Es schneit bis in die Täler und Becken, da hier Kaltluft liegt und nicht weggeblasen wird. Durch die Warmfront kann die Temperatur auf 2000 m bis minus 2 Grad ansteigen und es schneit immer noch bis ganz herunter (ideale Verhältnisse für Großschneefall). Wenn es aber in 2000 m nur um 2 Grad wärmer wird, also die Null-Gradmarke erreicht, dann regnet es, aber nicht nur in den Niederungen, sondern über 2000 m hinauf. Im letzten Winter sind daher 60% des Niederschlages als Regen gefallen und nur 40% als Schnee. Durch den Regen ist auch ein Teil des vorhandenen Schnees weggeschmolzen, sodass letztendlich nur 20% des gesamten Winterniederschlages als Schnee übriggeblieben ist. Große Schneemengen gab es nur oberhalb von 2500 m Seehöhe, weil dort der gesamte Niederschlag als Schnee gefallen ist.
Die Schwankungsbreite im 6-Jahresrhythmus:
Die schneereichen Winter weisen in den Schneehöhen eine Schwankungsbreite von durchschnittlich bis stark überdurchschnittlich (Extremwinter) auf. in gleicher Weise liegen die Schneehöhen in den schneearmen Wintern unter dem Durchschnittt (maximal Durchschnitt, minimal kein Schnee). Bei den Übergangsjahren ist die Schwankungsbreite am größten und eine eindeutige Prognose auf Grund des 6-Jahresrhythmus nicht möglich. Die Schneehöhen liegen zum Teil über dem Durchschnitt (aber kein Extremwinter) und zum Teil darunter, ähnlich den schneearmen Wintern. Auf Grund des 6-Jahresrhythmus kann man daher für die kommenden Jahre folgende Prognose stellen:
Winter 2016/17 und 2017/18: überdurchschnittliche Schneehöhen (durchschnittlich bis stark überdurchschnittlich bis extrem)
Winter 2018/19: alles ist möglich, außer extreme Schneehöhen
Winter 2019/20 und 2020/21: unterdurchschnittliche Schneehöhen (durchschnittlich bis stark unterdurchschnittlich bis extrem wenig Schnee)
Alle Angaben ohne Gewähr!
© Dipl.Ing. Nöbl, Saalfelden